(Heil-)Fasten als effektive Therapieform

Eines der ältesten Naturheilverfahren kennen die meisten Menschen heutzutage kaum mehr. Früher war es noch im vorösterlichen Kirchenkalender fest verankert, für vierzig Tage zu fasten und Verzicht zu üben. Doch heute halten sich nur noch die allerwenigsten an solche Gebote und die Schulmedizin kennt das Fasten praktisch gar nicht mehr.

Anders in der Naturheilkunde und Erfahrungsmedizin. Denn diese wissen von alters her darum, wie wichtig das Thema Ernährung und Verdauung für unsere Gesundheit ist. Sprichwörter, wie „Du bist, was du isst“ verweisen darauf, dass schon früh bekannt war, welch großen Einfluss unsere Ernährung auf den gesamten Organismus hat. Um den Menschen schon früh quasi zu verordnen, den Körper regelmäßig zu reinigen, kennt man in den meisten großen Religionen feste Fastenriten und im modernen Deutschland hat sich bei den meisten Menschen tatsächlich nur noch diese christliche oder auch muslimische Form der inneren Reinigung erhalten.

Die Wirkungen des Heilfastens

Dabei kann das Heilfasten, wie der Nahrungsverzicht als Therapieform genannt wird, sehr wirkungsvoll dabei helfen, den übers Jahr überlasteten Stoffwechsel wieder zu entlasten. Der Körper erholt sich und kann daran gehen, sowohl übermäßige Energiereserven zu verbrennen, als auch aufgestaute und krankmachende Stoffwechsel-Schlacken zu lösen und aus dem Körper auszuleiten. In seinem „Alltagsgeschäft“ ist das dem Organismus meist gar nicht möglich, weil wie einfach zu häufig und zu viel Nahrung zu uns nehmen.

Die direkteste Wirkungsweise des Heilfastens ist natürlich die, die direkt die an der Verdauung beteiligten Organe betrifft. So verringert sich während einer solchen Kur zum Beispiel der Säuregehalt des Magensafts. Im Verlauf einer richtig durchgeführten Fastenkur kann man aber auch feststellen, dass sich zunächst die Gallensaftproduktion verstärkt, um im Anschluss dann wieder nachzulassen. Dadurch entleert sich die Gallenblase. Dabei entweichen nicht nur alte Säfte, sondern sie spülen quasi gleichzeitig Schleime, Grieß und Gallensteine ab.

Eine therapeutisch durchgeführte Fastenkur wird von einer Darmreinigung begleitet. Durch die Einnahme von Glaubersalz werden die Darmzotten, Ausstülpungen der Darmwand, in denen sich Bakterien und Speisebrei ansammeln können, gereinigt. Dadurch wird die Darmfunktion verbessert. Denn die später zugeführte Nahrung wird besser transportiert und die Nährstoffe können wirkungsvoller vom Körper aufgenommen werden. Mehr Energie und Baustoffe zur Zellproduktion stehen zur Verfügung. Der Körper kann mit weniger Nahrungsaufnahme besser dafür sorgen, dass alle lebenswichtigen Vorgänge, wie Zellteilung, Blutbildung und vieles anderes mehr einwandfrei funktionieren.

Die Förderung der Ausscheidung hat noch weitere positive Wirkungen auf den Körper. So schwämmt der Organismus im Laufe des Heilfastens Salze, Harnsäure und Proteine aus den Wänden der Blutgefäße aus. Die Gefäße werden freier und elastischer, was sich als eine wirkungsvolle Vorbeugung vor Herz-Kreislauferkrankungen erweist.

Doch nicht nur das Blutgefäßsystem kann vom Fasten profitieren. Das Bindegewebe, das einen erheblichen Anteil am Körpergewebe hat, leidet darunter, dass Substanzen, die der Körper nicht ausscheiden kann als Gelosen gespeichert werden. Solche verhärtete Bereiche treten nicht nur oft unschön zu Tage, sondern sind oft auch schmerzhaft. Können die Ausscheidungsprozesse im Körper durch die Entlastung des Systems angekurbelt werden, werden auch solche Gelosen aus dem Gewebe gelöst und abtransportiert.

Dabei helfen nicht nur die Verdauungsorgane, allen voran der Darm, sondern auch die Lunge und die Haut werden aktiv und scheiden schon nach wenigen Tagen vermehrt Gift- und Schlackestoffe aus dem Körper aus. Diesen Effekt kann man meist sehr leicht daran erkennen, dass der Körpergeruch der fastenden Person stark zunimmt und auch der Atem des Betroffenen stark riecht. Ein meist sehr positiv begrüßter Nebeneffekt der stark verminderten Nahrungsaufnahme ist natürlich eine Gewichtsabnahme. Doch wie bei den meisten radikalen Ernährungsumstellungen, die meist als Diäten bezeichnet werden, ist auch beim Fasten deren Effekt meist nur vorübergehend. In der Naturheilkunde wird zum reinen Reinigungsvorgang in erster Linie die Umstimmung des Organismus begrüßt. Denn diese sind es, die die Selbstheilungskräfte des Körpers wecken und stark fördern. Dementsprechend wird das Heilfasten auch in die Gruppe der Umstimmungstherapien eingeordnet.

Eine Fastenkur im Fokus

Wer von den vielen Vorzügen des Heilfastens profitieren möchte, sollte die Kur planen. Es ist zum Beispiel sehr wichtig, dass Sie die Kur in eine Zeit legen, in der Sie ausreichend Zeit, Ruhe und Muße haben. Im Druck und Stress des Arbeitsalltags können Sie weder den Bedürfnissen Ihres Organismus gerecht werden, noch davon ausgehen, dass die Kur ihre volle Wirkung zeigt. Denn die Reinigung und Entschlackung fordert Ihrem Körper sehr viel Energie ab. Zudem ist es so, dass es, wie bei vielen Heilverfahren üblich, zur so genannten Erstverschlimmerung kommt. Auch ausgelöste Giftstoffe, die noch nicht ausgeschieden wurden, machen vielen Patienten erheblich zu schaffen. Außerdem verändert sich die Empfindsamkeit der Menschen durch Veränderungen auf geistiger und seelischer Ebene, die durch das Heilfasten ausgelöst werden und denen Sie den gebührenden Raum während der Kur geben sollten.

Je nach Ihrem körperlichen Befinden und zeitlichen Möglichkeiten planen Sie Ihre Fastenkur individuell. Bewährt hat sich eine Dauer von 1-2 Wochen. Für die gesamte Zeit des Fastens sollten Sie streng darauf achten, dass Sie Gifte von Ihrem Körper fernhalten. Darunter zählen nicht nur Zigaretten und Tabak, sondern auch Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol. Auch auf feste Nahrung wird komplett verzichtet, um dem Körper die Möglichkeit zu geben, sich mit sich selbst und seiner Reinigung und Heilung zu beschäftigen, anstatt für die Verdauung auf Hochtouren zu laufen.

Beim weitaus beliebteren, weil weniger strengen Fasten nach Buchinger wird zwar komplett auf feste Speisen verzichtet, aber kleine Mengen an Gemüsebrühe, Säften und ein wenig Honig sind bei dieser Fastenkur vorgesehen.

Bei der strengeren Form, führen Sie Ihrem Körper während der Kur ausschließlich frisches, stilles Wasser und einige Kräutertees zu. Die Flüssigkeitsmenge sollte mindestens 2,5l täglich betragen, denn nur so, schaffen Sie die Voraussetzung dafür, dass die aus den Organen und dem Gewebe gelösten Schlacken und Giftstoffe auch restlos und schnell aus dem Körper ausgeschieden werden können.

Der Körper wird zuerst auf das Heilfasten vorbereitet, indem eine gründliche Darmreinigung durchgeführt wird. Dabei können Sie wählen, ob Sie lieber mit Bittersalz, Glaubersalz aus der Apotheke arbeiten oder einen Einlauf durchführen. Auch eine Hydro-Colon-Therapie kann am Anfang einer Heilfastenkur stehen.

Danach geht es an den Nahrungsverzicht. Es ist sehr sinnvoll, vor allem, wenn Sie sich für die strenge Form des Fastens entscheiden, dass Sie sich vertrauensvoll an Ihren Heilpraktiker wenden, der Sie durch die Therapie begleitet. Er kann Ihnen einen genauen Fahrplan für die Therapie geben, so dass Sie genau wissen, welche Maßnahmen Sie wann durchführen sollten. Außerdem überwacht er alle Ihre Körperfunktionen, so dass Sie sicher gehen können, sich nicht zu überfordern. Im Anschluss an die Phase des Nahrungsverzichts beginnt die Zeit, in der Sie langsam wieder beginnen, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Diese Phase ist entscheidend. Sie sollten sich Zeit nehmen, um Ihren Organismus nicht gleich zu überfordern.

Wenn Sie bisher noch gar keine Erfahrungen mit dem Heilfasten gemacht haben, können Sie auch gerne erst einmal eine Saftfastenkur durchführen. Sie ist deutlich milder, als das klassische Heilfasten und belastet den Organismus weniger. Viele Menschen empfinden es als leichter, da vor allem auch die geschmackliche Langeweile im Mund ihnen zu schaffen macht.

Einsatzgebiete der Fastenkur

Das Heilfasten als Umstimmungstherapie hat einen sehr positiven Effekt auf den gesamten Organismus und regt vor allem die Selbstheilungskräfte stark an. So wirkt es nicht nur vorbeugend gegen die meisten Zivilisationskrankheiten, sondern hilft die vielen kleinen Alltagsbeschwerden und chronischen Schmerzen und Entzündungen abzuarbeiten.

Doch gehen die Möglichkeiten dieser Kur noch sehr viel weiter, denn mit dem Heilfasten kann man unterstützend bei vielen Erkrankungen positive Effekte erzielen. So erfahren Rheumatiker Erleichterung bei ihren entzündlichen Schüben. Aber auch andere entzündliche Prozesse, wie sie häufig bei Gelenkerkrankungen vorkommen, können mit dem Fasten stark gemildert und positiv beeinflusst werden.

Ähnlich günstig können auch Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis oder auch Ekzeme verbessert werden, wenn man regelmäßig fastet. Genauso wie Erkrankungen aus dem allergischen Formenkreis, seien es allergische Rhinitis oder allergisches Asthma verbessern sich oft ganz deutlich durch den Nahrungsverzicht.

Die größte Domäne hat das Heilfasten aber traditionell bei allen Erkrankungen, die ernährungsbedingt sind. Dazu gehören, Bluthochdruck und Gefäßerkrankungen genauso, wie Her-. Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen, Verdauungsstörungen und Darmerkrankungen. Auch bei Fettleibigkeit, hat es sich bewährt, eine dauerhafte Ernährungsumstellung mit einer einleitenden Fastenkur zu beginnen. So wird deutlich und wirkungsvoll der Teufelskreis aus Heißhungerattacken, falschem Essverhalten und psychischer Abhängigkeit unterbrochen. Der Patient wird auf die beginnenden Veränderungen deutlich eingestellt und ist leichter dazu in der Lage auf lieb gewonnene, aber ungeeignete Nahrungsmittel zu verzichten.

Vorsicht beim Fasten

Wenn Sie eine Fastenkur durchführen möchten, sollten Sie sich unbedingt in therapeutische Begleitbehandlung begeben. So ist sichergestellt, dass Sie sich mit der Kur nutzen und nicht schaden und eventuelle unvorhergesehene Situationen und Krisen schnell überwunden werden können. Es gibt aber auch einige Erkrankungen, die es nicht zulassen, dass ein Mensch eine Heilfastenkur durchführt.

Patienten, bei denen die Funktion von Leber, Galle oder Nieren geschädigt oder eingeschränkt sind, sollten auf eine Fastenkur verzichten. Auch Tumorpatienten und Menschen mit ausgeprägten Schwächezuständen sollten genauso nicht fasten, wie Menschen, die an schweren und akuten Infektionskrankheiten leiden.

Auch bei hormonellen Störungen, wie zum Beispiel einer Schilddrüsen-Fehlfunktion ist das Heilfasten nur nach Absprache mit Ihrem behandelnden Therapeuten möglich. Um Wachstumsstörungen zu vermeiden, sollten weder Kinder, noch Heranwachsende, Schwangere und Stillende Fastenkuren durchführen.

Sollten Sie an Gicht, Diabetes Mellitus des Typ 2 oder einer anderen Stoffwechselerkrankung leiden, sollten Sie unbedingt Ihre Fastenkur in einer speziellen Fastenklinik stationär durchführen.
Für Menschen, die an einer psychiatrischen Erkrankung leiden, gilt ein absolutes Fastenverbot. Gleich ob endogene Depressionen, Bulimie, Anorexia nerviosa oder Psychose, diese Krankheiten verbieten eine Fastenkur.

Vor allem im Frühjahr durchgeführte Fastenkuren zeigen einen großen Erfolg bei den meisten Menschen, denn zu den positiven Effekten der Kur kommt der Reiz des Jahreszeiten-Wechsel. Denn gerade im Frühjahr, wenn die Natur sich erneuert, hat auch unser Organismus das Bestreben nach Regeneration und Erneuerung. Er ist also besonders bereit, sich zu reinigen und zu entschlacken. Einer der guten Vorsätze für das neue Jahr könnte also eine Heilfastenkur sein, um Ihre Gesundheit zu fördern.