Erfolgreich rauchfrei

Ob der Geldbeutel, die Gesundheit oder der geliebte nichtrauchende Partner – die Gründe, vom Nikotin loszukommen, sind sehr vielfältig und irgendwie hat jeder Betroffene seine eigene Geschichte als Raucher, die ihn irgendwann an den Punkt bringt, mit der Qualmerei aufhören zu wollen.

Der gute Vorsatz ist vor allem in letzter Zeit wohl sehr viel häufiger da als noch vor zehn Jahren, wie die steigenden Verkaufszahlen von Selbsthilfebüchern, Nikotin-Ersatzprodukten und E-Zigaretten vermuten lassen. Immerhin haben laut repräsentativen Umfragen in Deutschland schon etwa 80% der Raucher irgendwann einmal versucht, aus eigener Kraft mit dem Rauchen aufzuhören. Doch gerade solche Versuche aus eigenem Willen sind besonders häufig zum Scheitern verurteilt. Nur etwa 5% dieser Versuche sind tatsächlich auch dauerhaft erfolgreich. Doch woran liegt das?

Die doppelte Sucht

Das Hauptproblem am Nikotin ist, dass er nicht nur körperlich abhängig macht, sondern vor allem auch seelisch. Diese seelische Abhängigkeit ist offensichtlich die heimtückischere Variante der Sucht. Denn sie dauert an – jahrelang! Während der Körper nach der letzten Zigarette nur ein paar Wochen benötigt, um sich von der Nikotinabhängigkeit zu lösen, können noch Jahre nach der Entgiftungsphase Situationen auftreten, in denen Ex-Raucher ein heftiges Verlangen nach Zigaretten befällt.

Allen voran sind dies gesellige Zusammenkünfte, bei denen andere Personen rauchen. Zum Beispiel Feiern, bei denen sich gesellige Runden mit Gleichgesinnten bilden und wo man dazugehören möchte. Die Zigaretten liegen auf dem Tisch und es ist viel zu einfach, sich zu bedienen und lieb gewonnenen alten Gewohnheiten nachzugehen.

Aber auch Lebenssituationen, in denen das Rauchen früher eine besondere Belohnung darstellte, bergen die Gefahr, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Angespannte Situationen, Stress auf der Arbeit oder der Triumph über eine Angstsituation wurden bisher immer mit einer Zigarette gekrönt. In solchen Situationen fällt es besonders schwer, der Versuchung zu widerstehen.

Vor allem die Co-Abhängigkeit mit Alkohol birgt ein sehr hohes Rückfallrisiko in sich. Denn der Alkohol lässt Hemmungen schwinden und führt zu einem Verlust der Kontrolle. Wer nüchtern über genug Willenskraft verfügt, der Versuchung zu widerstehen, greift unter Alkoholeinfluss sehr viel leichter zur einstmals geliebten Zigarette.

Ein weiteres großes Problem bei der seelischen Abhängigkeit ist dabei vor allem auch der Gruppenzwang und die hohe gesellschaftliche Akzeptanz der Nikotinsucht. Mit dem Rauchen werden auch heute noch viele beliebte Attribute wie Selbstbestimmung, Freiheit, Abenteuer und Erfolg verbunden.

Reine Nervensache

Aber auch die Tatsache, dass Nikotin ein Nervengift ist, macht es so schwer, von ihm loszukommen. Denn dadurch kann es sich so wirkungsvoll in unseren Alltag einschleichen. Man kann sagen, dass die Wirkung des Nikotins bei einem Raucher immer die ist, die er sich gerade von ihm erhofft. Empfindet der Raucher Stress oder Spannung, beruhigt und erleichtert der Genuss einer Zigarette sofort.

Zündet sich der Raucher eine Zigarette bei Hunger oder Durst an, verfliegen diese beiden Bedürfnisse fast sofort. Macht sich Müdigkeit breit, scheint die Zigarette für neuen Schwung zu sorgen. Hat der Raucher Erfolg, wird die gerauchte Zigarette im Unterbewusstsein fest mit diesem positiven Gefühl verknüpft und so weiter und so weiter.

Dadurch scheint im Laufe der Zeit die Zigarette das Allheilmittel für alle Gelegenheiten zu werden. Das Unterbewusstsein vermittelt auf diesem Weg dem nikotinabhängigen Menschen schnell, dass der Griff zur Zigarette die Lösung eines jeden Problems und jeden Konflikts ist. Und viele positive Erlebnisse, bei denen geraucht wurde, verankern die Abhängigkeit im Laufe der Jahre immer tiefer.

Diese Tatsache macht es so wichtig, dass die Rauchentwöhnung weit über den reinen Zigarettenverzicht und die körperliche Entgiftung hinausgeht. Denn nur wenn auch die seelische Abhängigkeit überwunden wird, kann ein Mensch dauerhaft nikotinfrei leben. Aus diesem Grund haben sich die letzten Jahre viele Therapieoptionen für Menschen entwickelt, die endlich wirklich erfolgreich und dauerhaft vom Rauchen los kommen möchten. Seriöse Therapeuten wissen, dass der körperliche Entzug noch lange keinen Erfolg bedeutet, und kombinieren in ihren Rauchentwöhnungs-Programmen idealerweise Hilfe zur ersten körperlichen Entwöhnungsphase mit Methoden, mit deren Hilfe die seelische Abhängigkeit überwunden werden kann. Wer an einem solchen Programm teilnehmen möchte, sollte unbedingt den Leiter befragen, wie dies geschehen wird, und sich fragen, ob diese Methode für ihn selbst geeignet erscheint. Persönliche Interessen und Vorlieben sind bei der Entscheidung für oder gegen eine Methode in erster Linie ausschlaggebend.

Aller Anfang ist schwer

Da aller Anfang schwer ist, dürfen sich Raucher dabei gerne helfen lassen, denn nicht für jeden ist die harte „Schlusspunkt-Methode“ der richtige Weg. Um die Symptome des körperlichen Entzugs zu lindern, steht eine ganze Reihe von Möglichkeiten offen. Nikotin-Ersatz schaffen zum Beispiel Pflaster, Kaugummis oder auch die so genannten E-Zigaretten. Mit diesen Mitteln können vor allem starke Raucher und Personen, die stark unter körperlichen Entzugserscheinungen leiden, Stück für Stück die Nikotindosis reduzieren, während das eigentliche Rauchen als Handlung schon aus ihrem Leben eliminiert wird. Eine Gefahr bei diesen Ersatzprodukten ist, dass es zu einer so genannten Suchtverlagerung kommt. Vor allem die E-Zigaretten haben oft zur Folge, dass anstatt dem Nikotin komplett zu entsagen, am Ende nur die traditionelle Zigarette durch die elektrische Variante ersetzt wird. Dadurch ergeben sich für den Anwender zwar vielleicht einige Vorteile, aber die eigentliche Sucht wird nicht überwunden.

Zu einer Suchtverlagerung kommt es allerdings häufiger, als man denkt und meist ist diese Verlagerung auf den ersten Blick nicht sofort zu erkennen. Denn wenn ein Mensch das Rauchen aufgibt, hinterlässt dies eine große Lücke in seinem Leben. Die berühmteste Suchtverlagerung ist das vermehrte Essen.

Der vor allem von Frauen gefürchtete Nebeneffekt, dass mit der Rauchentwöhnung das Gewicht in die Höhe geht, nimmt seinen Lauf. Doch wenn man sich über Jahre oder auch Jahrzehnte immer in allen erdenklichen Situationen etwas in den Mund gesteckt hat, ist der Griff zu etwas Essbarem natürlich schnell getan. Zumal sowohl die Geschmacks-, als auch die Geruchsnerven seit der letzten Zigarette nicht mehr ständig in ihrer Arbeit beeinträchtigt werden und alles nun einfach viel besser schmeckt als all die Jahre zuvor. Hinzu kommt, dass Zigarettenrauch den Appetit bremsen und Nikotin den Stoffwechsel steigern kann – beides Effekte, die Frauen oftmals an der Zigarette schätzen.

Suchtverlagerung vermeiden

Doch auch exzessiver Sport, vermehrter Alkoholkonsum, der Missbrauch von Kaffee und anderen koffeinhaltigen Getränken und vieles mehr kann ein Versuch sein, die Lücke zu schließen, die die Zigarette hinterlässt.

Da es jedoch zumindest für die Gesundheit keinen wirklichen Sinn macht, aus einer Sucht in eine andere zu stolpern, ist es wichtig, dass Sie lernen, dieses Loch mit Handlungen zu füllen, die dabei helfen, dass Sie sich besser fühlen. Nur so verbindet Ihr Unterbewusstsein die neuen, verbesserten Lebensumstände mit dem Verzicht auf Zigaretten und Sie können es schaffen, tatsächlich ein Leben lang abstinent zu bleiben.

Denn mit jedem positiv erlebten, nikotinfreien Tag ist es wahrscheinlicher, dass die Sucht überwunden wird und neue, erfüllende Strategien entwickelt werden, die unserem Gehirn helfen, das Verlangen nach Nikotin zu überwinden.

Dauerhaft nikotinfrei

Sowohl kurz-, als auch langfristig können ablenkende Aktivitäten wie Sport, Hobbies und Spiel eine Möglichkeit sein, sie vom Rauchen abzulenken. Saunabesuche, Solarium und Verwöhnprogramme in einer rauchfreien Umgebung schaffen auch angenehme Gefühle, die wie eine Belohnung für die nikotinfreie Zeit wirken.

Dass es zu wahren Essattacken kommen wird, ist ziemlich sicher, deswegen tut ein entzugswilliger Raucher gut daran, leckeres Obst und Gemüse einzukaufen, denn von Äpfeln, Möhren und Co. können Sie so viele Portionen in Ihren täglichen Speiseplan einbauen, wie Sie möchten. Ihre Figur und Ihre Gesundheit werden es Ihnen danken.

Wer Abwechslung ins Spiel bringen möchte, kann auch kreativ gewürzte Obst- und Gemüse-Smoothies zubereiten und sie sich mit auf die Arbeit nehmen. So werden der Magen und die Nährstoffdepots des Körpers gefüllt, während Sie schnell die Langeweile im Mund bekämpfen, ohne sich unkontrolliert mit Fastfood und Riegeln vollzustopfen.

Überhaupt ist es ratsam, mit dem Ende der Rauchära einige andere Dinge im Leben gleich mit zu ändern. So geschieht ein direkter Schnitt und das Gehirn erhält mehr neue Reize. So ist es auf Lernen programmiert und die Umstellung findet schneller und dauerhafter statt.

Eine besonders effektive Hilfe können hierbei die Hypnotherapie oder auch das neurolinguistische Programmieren sein, denn diese Verfahren verankern schnell, sicher und vor allem dauerhaft neue Verhaltensmuster im Unterbewusstsein. Zudem lernt der Betroffene, wie er eventuell nötige Auffrischungen selbst durchführen kann, und ist somit nicht langfristig von einem Therapeuten abhängig, denn beide Verfahren sind darauf ausgerichtet, dem Probanden ein Höchstmaß an Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu überlassen.

Auch eine Selbsthilfegruppe, in der der Ex-Raucher die Unterstützung Gleichgesinnter erhält, kann ihn dauerhaft dabei unterstützen, seinen Vorsatz zu realisieren. Tipps und Ratschläge anderer Betroffener können den nötigen Ausschlag geben, Krisen zu überwinden und die Gruppendynamik kann sehr motivierend wirken.

Auf alle Fälle muss sich jedoch jeder Mensch, der sich vornimmt, sich das Rauchen abzugewöhnen, darüber im Klaren sein, dass sich sein Leben ändern wird. Ist er nicht dazu bereit, sein Leben zu verändern, wird er an seiner Nikotinsucht dauerhaft nichts ändern können. Ein sehr großes Maß an Eigeninitiative und Motivation ist also notwendig, um von der Zigarette loszukommen.