Akupunktur – gesund werden mit Nadeln

Alle Welt redet von den heilbringenden Nadeln. Doch viele Menschen, die unter Beschwerden leiden, die mit Akupunktur gut und vor allem nebenwirkungsfrei zu behandeln wären, trauen sich nicht an diese Therapiemethode heran. Sei es, dass sie sich vor den Nadeln fürchten oder zu wenig über diese Therapieoption wissen. Wir möchten hier einen kleinen Beitrag zur Aufklärung leisten und Ihnen die wichtigsten Informationen darüber geben, was es mit der Akupunktur auf sich hat.

Schauen wir uns zuerst einmal die Einsatzgebiete an, bei denen die Akupunktur nachgewiesenermaßen erfolgreich eingesetzt werden kann. Allen voran sind verschiedene Erkrankungen aus der Orthopädie zu nennen. So können zum Beispiel Migräne-Patienten oft mit Hilfe der Akupunktur nicht nur die Abstände zwischen den einzelnen Anfällen stark vergrößern, auch die Dauer und die Stärke der Anfälle werden praktisch bei allen Patienten deutlich verringert. Bei einer dauerhaften Akupunkturtherapie kann bei sehr vielen Patienten sogar eine komplette Anfallsfreiheit erzielt werden, nicht nur bei Migräne, sondern oft genug auch bei Kopfschmerzen mit anderen Ursachen.

Auch Ischialgien, also der berühmte Hexenschuss und auch die Schmerzen von Bandscheibenvorfällen lassen sich mit der Nadeltherapie sehr wirkungsvoll behandeln. So kann schnell der Schmerzkreislauf unterbrochen werden. Die Patienten fühlen sich wieder beweglicher und durch das Mehr an Bewegung verbessert sich die gesamte Situation schneller und anhaltender. Außerdem können die Gaben von Schmerzmitteln und anti-entzündlichen Mitteln drastisch reduziert und teilweise sogar komplett ausgesetzt werden. Viele Komplikationen, wie Magengeschwüre und Magenschleimhautentzündungen sind so zu vermeiden und die Patienten werden schneller wieder mobilisiert und können schneller in ihr Arbeitsleben zurückkehren.

Auch Nervenschmerzen sprechen sehr gut auf die ostasiatische Behandlungsmethode an. Gleich, ob es sich um Nervenentzündungen oder um Phantomschmerzen, nach einer Amputation oder andere Nervenschmerzen handelt, ein Versuch mit Akupunktur ist sehr vielversprechend.
Patienten, die unter chronischen Atemwegserkrankungen, wie Bronchitis, Asthma, Sinusitis usw. leiden, erfahren durch eine fachmännisch durchgeführte Akupunktur schnelle Erleichterung und eine zuverlässige Heilung ihrer Erkrankung. Auch Patienten, die unter Allergien leiden, oft genug gehen diese chronischen Atemwegserkrankungen voraus, finden in der Akupunktur schnelle und tiefgreifende Linderung.

Es gibt noch viele weitere Einsatzgebiete, wie Bluthochdruck, gynäkologische Erkrankungen und verschiedene Hauterkrankungen, bei denen die Akupunktur auf verschiedenen Ebenen zuverlässige Hilfe leistet. Eine davon ist zum Beispiel auch die Möglichkeit, das Schmerzempfinden stark zu dämpfen, wodurch bei Operationen Narkosemittel eingespart und viele chronische Schmerzzustände erheblich verbessert werden können.

So wirkt die Akupunktur

Doch wie kommt es zu diesen sehr breiten Einsatzgebiet der Akupunktur? In erster Linie daher, dass die Nadeln so vielseitig einsetzbar sind und ihre Wirkung im Organismus sehr vielschichtig sind. So wirken Sie sowohl das zentrale, als auch das periphere Nervensystem. Der Therapeut kann dabei beeinflussen, wie die Wirkung der Nadeln sein wird. Ob eher stimulierend oder beruhigend auf den Nerven Einfluss genommen werden soll oder gar die Reizweiterleitung vermindert werden soll.

Nachweislich haben die Akupunkturnadeln auch auf unseren Hormonhaushalt einen starken Einfluss. Man spricht dabei von einer humoral-endokrinen Wirkung. Es wird also die Hormonproduktion, wie zum Beispiel die von Serotonin, dem Glückshormon oder auch dem körpereigenen Kortison und deren Ausschüttung stimuliert und geregelt. Dazu kommt, dass die „Körpersäfte“, also in erster Linie die Körperstrukturen, die für Bildung, Ausschüttung und Transport von Lymphe, Blut zuständig sind, harmonisiert und angeregt werden.

Auch das Immunsystem, das unseren Körper vor Infektionen und schädlichen Einflüssen von außen schützt, wird durch die Behandlung mit den asiatischen Nadeln gestärkt und unangemessene Reaktionen werden ausgeglichen. Dies hilft nicht nur Menschen, die unter immer wiederkehrenden Infektionen leiden, sondern auch Allergikern, deren Immunsystem es zu gut meint.
Die erstaunliche schmerzstillende Wirkung erzielt die Akupunktur, indem sie direkt Nervenzellen stimuliert. Diese leiten dann Impulse an das Rückenmark weiter. Durch diese Impulse wird das Rückenmark angeregt Enkephalin oder auch Dynorphin freizusetzen. Beides sind körpereigene Substanzen, die in der Lage sind, die Schmerzübertragung zu verhindern.

Gerade bei Beschwerden, die den Bewegungsapparat betreffen kommen zwei weitere Faktoren hinzu. Zum einen wird die Durchblutung verbessert, was unter anderem dabei hilft Entzündungen abzubauen und zum zweiten wird die Spannung in Binde- und Muskelgewebe herabgesetzt. Dies führt dazu, dass sich die Gesamtsituation, die den Schmerz ausgelöst hat, deutlich verbessert. Denn sehr häufig entstehen Schmerzen an Gelenken und vor allem an der Wirbelsäule dadurch, dass die Muskeln einen zu starken Zug auf die Gelenke ausüben.

Wie eine Akupunkturbehandlung aussieht

Wenn Sie sich mit Beschwerden an Ihren Akupunkteur wenden, gehen der ersten Behandlung eine ausführliche Anamnese und Untersuchung voraus. Anders, als in der Schulmedizin beruht die Akupunktur auf den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin. Diese unterscheidet jedoch nicht nur Symptome, sondern vor allem auch die Qualität der Einflüsse, die zu der Erkrankung geführt haben. Es spielt für den Behandler demnach eine große Rolle, welche Lebens- und Essensgewohnheiten der Patient hat. Auch die Umstände, die zu den Beschwerden geführt haben, sollten dem Therapeuten detailliert beschrieben werden. Denn solche Informationen helfen dem Behandler dabei, nicht nur die richtigen Akupunkturpunkte auf den Meridianbahnen auszuwählen, sondern auch diese mit den passendsten Nadeln und der richtigen Stimulationstechnik anzuwenden.

Gemäß der TCM liegt einer Krankheit nämlich meist ein Ungleichgewicht an Energien zu Grunde. Meist wird dieses Ungleichgewicht dadurch hergestellt, dass äußere Einflüsse sich ungünstig auf den Energiefluss auswirken oder dass es zu Blockaden im Bereich von einem oder mehreren Meridianen kommt. Die Lebensenergie läuft auf den Energieleitbahnen, die in der TCM Meridiane genannt werden. Dieser Fluss ist beim Gesunden gleichmäßig und verläuft im Rahmen persönlicher Gegebenheiten nach einem sehr harmonischen Muster. Auf ihrem Weg durch den Organismus passiert sie täglich zur gleichen Zeit die jeweiligen Meridianbahnen, von denen die meisten eine direkte Zuordnung zu bestimmten Körperorganen haben. Dabei beschreitet sie immer den gleichen Weg.

Kommt es nun zu einer Blockade, staut sich die Energie in den vorgelagerten Bahnen. Es liegt dort eine Fülle vor. Die nachgelagerten jedoch, erhalten zu wenig Energie. In ihnen besteht also eine Leere, oder ein Energiemangel. Für den Therapeuten kann also der Hinweis, dass eine Bronchitis in der Zeit von Morgens um drei bis fünf Uhr verschlechtert, ein Hinweis darauf sein, dass der Lungenmeridian gestärkt werden muss. Berichtet der Patient jedoch, dass er sich meist in der Zeit von 1-3Uhr schlecht fühlt, so liegt die Vermutung nahe, dass eine Beteiligung des Lebermeridians vorliegt. Denn in der Zeit von 1-3 Uhr in der Nacht ist die so genannte Maximalzeit des Lebermeridians.

Zu solchen Besonderheiten kann es kommen, da alle Meridiane mit allen anderen in einer Beziehung stehen. Gemäß der „Fünf-Elemente-Lehre“ sind alle Organe und somit auch die ihnen zugeordneten Meridiane den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeordnet. Dem Holz Element ist dabei das Organpaar Leber und Gallenblase zugeordnet, während Herz und Dünndarm dem Feuer-Element zugerechnet werden. Das Element Erde vergesellschaftet sich mit Milz und Magen und Metall mit Lunge und Dickdarm. Und letztlich gehören Niere und Blase zum Wasserelement. Für uns Europäer sind diese Zuordnungen nicht ohne weiteres immer nachvollziehbar. Hat man sich jedoch einmal intensiv theoretisch und praktisch mit dieser Lehre beschäftigt, werden die Zusammenhänge jedoch immer klarer.

Auf alle Fälle kann man die einzelnen Elemente nicht isoliert betrachten. Im Gegenteil bestehen zwischen ihnen fließende Funktionszusammenhänge, die sich gegenseitig beeinflussen. So spricht man im Zusammenhang mit diesen Elementen von Wandlungsphasen. Dieses Konzept beschreibt sehr gut, dass diese energetischen Wandlungsphasen nie starr sein können. Im Gegenteil, alles ist im Fluss. Es gibt keine absoluten Zustände. Stattdessen kann man, wie bei der Vorstellung des Ying und Yang, im Zustand der Absoluten Wandlungsphase schon die Manifestation der ihr nachfolgenden erkennen. Eine Phase folgt also zeitlich gesehen, ihrem Vorgänger. Feuer folgt auf Holz, Erde auf Feuer, Metall auf Erde und Wasser auf Metall. Verständlich, dass also eine Blockade in der vorangehenden Wandlungsphase einen Mangel in der ihr folgenden bewirkt. Es gibt jedoch noch mehr Einflüsse. So kann die Wandlungsphase Wasser direkt Einfluss auf das Element Feuer und somit auf die zugeordneten Organe Herz und Dünndarm nehmen. Vor allem für den Therapeuten ergeben sich daraus sehr viele Möglichkeiten, durch die sich die vermeintlich gleichen Symptome bei zwei verschiedenen Patienten einstellen können. Das bedeutet natürlich aber auch, dass er seinen Therapieplan sehr aufmerksam ausarbeiten muss, um die Ursachen einer Erkrankung effektiv beheben zu können. Auch ist es möglich, dass der Therapeut im Laufe der Behandlung die Therapie umstellen muss. Dies passiert vor allem, wenn sich durch vorangegangene Sitzungen eine Veränderung im Energiefluss ergeben hat, die aufzeigt, dass mehr Energiebahnen in Mitleidenschaft gezogen wurden, als es sich am Anfang dargestellt hat.

Eine Akupunktursitzung aus der Nähe betrachtet

Nachdem, wie erwähnt zu Beginn der Behandlung die Erforschung der Ursachen steht, arbeitet der Therapeut einen Therapieplan aus und macht mit Ihnen einen ersten Behandlungstermin aus. Zu diesem wird er Sie bitten, die entsprechenden Köperbereiche zu entkleiden und auf einer Therapieliege Platz zu nehmen. Bevor der Behandler nun die ausgesuchten Akupunkturpunkte mit den geeigneten Nadeln behandelt, wird er zuvor das darum liegende Hautareal desinfizieren. Abhängig davon, wo sich der Akupunkturpunkt befindet und vor allem, welche Art von Gewebe unter diesem Punkt liegt, wird die Haut zuerst gespannt oder aber eine Hautfalte abgehoben, um die Nadel präzise setzen zu können. Denn der Einstechwinkel ist bei der Akupunktur genauso wichtig, wie die Stichtiefe. Denn die eigentlichen Akupunkturpunkte befinden sich im Allgemeinen nicht in der Haut, sondern in tieferen Schichten. Nachdem die Akupunkturnadel sitzt, wird diese oft auch noch stimuliert. Dieses Stimulieren kann dadurch erfolgen, dass der Behandler die Nadel hebt und senkt. Aber auch ein Drehen oder ein Streichen über den Schaft der Nadel kann dabei helfen, das De Qi Gefühl zu erzeugen oder eine Tonisierung des Punktes zu erzielen. Auch durch ein leichtes Klopfen mit der Fingerspitze gegen den Nadelschaft kann die gewünschte Wirkung erzielt werden.
Sind alle Nadeln gesetzt und die entsprechende Wirkung konnte ausgelöst werden, müssen die Nadeln an Ort und Stelle verweilen.

Die Regelzeit 20 bis 40 Minuten. Dieser Zeitraum ergibt sich daraus, dass man in der Traditionellen Chinesischen Medizin einen Energiezyklus von 20 Minuten kennt. Je nachdem, welche Wirkung an diesem Punkt erzielt werden soll und wie viel Stimulation erforderlich ist wird, wird die Verweildauer angepasst. Nachdem im Anschluss dann alle Nadeln wieder entfernt wurden, ist es möglich, dass Ihr Therapeut Sie auffordert, noch eine Weile zu ruhen, bevor Sie die Praxis wieder verlassen. Wenn dem so ist, fühlen Sie sich frei, dieses Angebot auch tatsächlich anzunehmen. So hat Ihr Organismus Zeit, in Ruhe den Wirkungen der Nadeln nach zu fühlen und die Wirkung verstärkt sich.

Akupunktur so angenehm wie möglich

Viele Menschen, die noch nie eine Akupunkturbehandlung erlebt haben, machen sich Gedanken, ob die Nadeln nicht schmerzhaft sind. Dazu ist zu sagen, dass natürlich jede Art von Behandlung, bei der die Haut durchdrungen wird, wahrgenommen wird. Als wie unangenehm dies empfunden wird, hängt jedoch in erster Linie vom persönlichen Schmerzempfinden ab. Während viele Menschen sich sehr gut von dem Einstich ablenken können und ihn nur als ein wenig unangenehm empfinden, verkrampfen sich andere wiederum und lenken ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, wann denn die Nadel endlich eindringt. Solche Patienten empfinden den Einstich sehr viel intensiver und die Tatsache, dass sie sich verkrampfen, intensiviert ihr Schmerzempfinden.

Doch Sie als Patient haben die Möglichkeit aktiv etwas dafür zu tun, dass Ihnen des Stechen der Nadeln weniger weh tut. Wenn Sie möchten, können Sie Ihren Therapeuten darauf ansprechen, dass Sie mit Hilfe des Ausatmens den Stichschmerz mildern möchten. Er wird sich dann mit Ihnen und Ihrer Atmung synchronisieren und beide achten darauf, dass der Stich während Ihrer Ausatmungsphase geschieht. Dies hat den Vorteil, dass Sie sich leichter entspannen können. Überhaupt ist es wünschenswert, dass Sie als Patient eine Rückmeldung geben, wie Sie das Nadeln empfinden. Dabei ist nicht gemeint, dass Sie lamentieren und jammern sollen, sondern dass Sie sich bemerkbar machen, wenn Sie das Empfinden haben, dass die Nadel richtig sitzt und ihre Arbeit macht.

Normalerweise tritt nach dem richtigen Setzen und Stimulieren der Nadel in der Tiefe ein Gefühl der Schwere auf, es kann sich jedoch auch ein Ziehen einstellen. Diese Sensationen sind ein Zeichen dafür, dass die Nadel sowohl am richtigen Ort sitzt, als auch die richtige Neigung und Tiefe hat.

Alternativ zur Schwere empfinden manche Patienten auch ein Gefühl, als würden Sie den Verlauf des Meridians empfinden können, ähnlich dem Gefühl, das man beim Stoßen des „Musikantenknochens“ verspürt. Genauso kann es passieren, dass ein Taubheitsgefühl eintritt oder der Patient Wärme oder Kälte rund um den Akupunkturpunkt empfindet.
Je nach Erkrankung ist es ratsam mindestens zwei Behandlungssitzungen pro Woche einzuplanen. So ist gewährleistet, dass die Stimulation ausreichend ist, um die optimale Wirkung auf den Organismus zu erzielen.

Sollten Sie sehr ängstlich sein oder zu schmerzempfindlich, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Behandler darüber sprechen. In einigen Fällen ist es möglich auf allzu schmerzhafte Akupunkturpunkte zu verzichten und statt dessen andere, quasi verschwisterte Punkte auszuwählen. Sollte dies nicht ausreichen, kann eine Laserakupunktur stattfinden oder auch eine andere Therapieoption Verwendung finden. Die allermeisten Patienten jedoch können sehr gut und oft genug schmerzfrei mit der Akupunktur behandelt werden. Vor allem, wenn die erste Anspannung abfällt, da man sich in der Praxis und mit der Therapie vertrauter fühlt, bringen fast alle Patienten genug Entspannung auf, um die Nadelung immer weniger intensiv wahrzunehmen. So kann sich das Empfinden auf einen so genannten „Wohl-Weh-Schmerz“ reduzieren, der durchaus als angenehm empfunden wird.

Wenn Sie eine Entspannungsmethode gelernt haben oder sich sogar mit Visualisierungstechniken auskennen, haben Sie sogar die Möglichkeit, ihre Grundeinstellung gegenüber der Akupunktur positiv zu beeinflussen und auch Ihre Erwartungshaltung so zu ändern, dass Sie dem Stechen der Nadeln neutral gegenüber stehen.

Auf alle Fälle sollten Sie der Akupunktur eine Chance geben, wenn Sie an einer der Erkrankungen leiden, die gut auf die Akupunktur ansprechen, denn der Nutzen dieser Therapiemethode ist derart
effektiv, wie kaum eine andere. Dabei ist sie komplett frei von jeglichen Nebenwirkungen.