Berührung macht gesund und glücklich

Im Grunde unseres Herzens wissen wir es längst: Zärtliche Berührungen stellen eine Wohltat für Leib und Seele dar. Küssen, Schmusen und Kuscheln gehören zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Dass Schmusen jedoch nicht nur eine Erfahrung ist, die unsere Seele streichelt und unser Wohlbefinden steigert, sondern zudem auch der körperlichen Gesundheit zuträglich ist, beweisen verschiedene Studien.

Körperliche Zuwendung und ihre Wirkung

Berührungen versprechen Heilung. Und dies bezieht sich nicht nur auf die Handauflegung oder anderen Gesten von so genannten Wunderheilern. Zahlreiche Institute haben hierzu bereits Studien vorgelegt und zeigen allesamt erstaunliche Ergebnisse im Hinblick auf die Wirkung von körperlicher Zuwendung.

So stellte man bei verschiedenen Tests fest, dass Probanden im Schnitt bessere Resultate erzielten, wenn sie zuvor mit aufmunternden Gesten berührt wurden. Säuglinge und Kleinkinder entwickeln sich erwiesenermaßen besser, wenn sie viel körperliche Nähe erfahren. Patienten, die während einer Untersuchung mehrfach von dem Arzt berührt wurden – und wenn dies nur kurze tröstende oder aufmerksame Gesten waren – waren der einhelligen Meinung, der Arzt habe sich viel mehr Zeit genommen und sie wesentlich aufmerksamer untersucht, obwohl dies faktisch nicht der Fall war. Insgesamt zeigten eben diese Patienten ein deutlich besseres Genesungsverhalten. Und sogar im Profisport macht man sich die Macht der Berührung zunutze. Studien zeigen, dass die Teams der amerikanischen Basketball-Liga, die untereinander vermehrt Körperkontakt praktizieren – durch schulterklopfen, umarmen etc. –erfolgreicher sind und einen wesentlich größeren Teamgeist zeigen als jene Teams, in denen der Körperkontakt unter den Spielern weniger ausgeprägt ist.

Diese Beispiele zeigen deutlich, dass Berührungen sich positiv auf unsere Psyche auswirken. Dass wiederum ein gesunder Geist auch die Basis für einen gesunden Körper darstellt ist unumstritten.

Schmusen fördert die Gesundheit

Neben dem psychischen Effekt wirkt sich das Schmusen – wie jede andere körperliche Zuwendung auch – direkt auf die Gesundheit aus. Wissenschaftlich lässt sich dies logisch erklären. Unsere Haut besteht aus Tausenden von Sinneszellen, die Reize an das Gehirn weiterleiten, wo eben diese Reize interpretiert werden. Wir kennen diesen Effekt beispielsweise in Form des Schmerzes oder wenn wir gekitzelt werden. Positive Berührungen wie streicheln, kuscheln und schmusen erwirken Zweierlei:

  • Zum einen werden Hormone wie Oxyticin und Prolaktin ausgeschüttet, welche zur körperlichen Entspannung beitragen.
  • Zum anderen wird die Produktion von Stresshormonen wie Cortisol gesenkt.

Somit nehmen Berührungen direkten Einfluss sowohl auf den Hormonhaushalt als auch auf das vegetative Nervensystem. Die Wirkung ist enorm:

  • Chronische Schmerzen werden gelindert,
  • der Blutdruck reguliert und
  • das Immunsystem nachhaltig gestärkt.

Auch Depressionen werden durch diese hormonelle Beeinflussung gemildert werden.

Auch auf psychischer Ebene wirkt das Schmusen: Die bereits beschriebene hormonelle Veränderung senkt den Stress, baut Ängste ab und unterstützt den Körper beim Selbstheilungsprozess. Das Gehirn erkennt die zärtliche Berührung als positive Grunderfahrung. Es assoziiert Liebe, Geborgenheit, Wohlbefinden und gibt diese Signale an den Körper weiter. Auf diese Art seelisch gerüstet, können wir auch physisch so manchen Krankheitsbildern begegnen. Nicht nur Schmerzen allgemeiner Natur werden gelindert, Studien zufolge verschafft die entspannende Wirkung Asthmapatienten Erleichterung. Auch Alzheimer-Patienten erfahren durch zärtliche Berührungen eine Verbesserung der Gedächtnisleistung. Hautkrankheiten haben nicht selten seelische Ursachen oder werden durch die Psyche zum Negativen beeinflusst. Selbst hier kann häufiges Schmusen heilsam sein.

In der Psychotherapie haben Berührungen aus diesem Grund einen hohen Stellenwert. Sie helfen dabei, emotionale Blockaden zu überwinden und Vertrauen aufzubauen.

In der Partnerschaft ist Schmusen also nicht nur ein Zeichen von Zuneigung, sondern trägt dazu bei, dass sich die Partner einander näher fühlen. Berührungen machen glücklich und geben das Gefühl der Geborgenheit. Paare, die häufig schmusen, sind glücklicher als jene, die sich seltener berühren. Liebe und Selbstvertrauen werden gestärkt, man zeigt einander ohne Worte, dass man füreinander da ist. Wer sich so voller Zuversicht den Problemen stellen kann, führt nachweislich ein längeres und gesünderes Leben.

Schmusen von Geburt an

Von Geburt an ist Schmusen – das heißt körperliche Zuwendung allgemein – ein wichtiges Bedürfnis und mitentscheidend für die Entwicklung des Babys. So wurde festgestellt, dass Frühgeborene sich deutlich besser entwickeln und reifen, wenn sie häufiger in den Arm genommen werden als wenn sie im Brutkasten liegen.

Für Babys und Kleinkinder sind Gesten und Berührungen ohnehin die einzige Kommunikationsmöglichkeit. Worte verstehen sie kaum, doch liebevolle Gesten vermitteln ihnen das Gefühl, geliebt und behütet zu werden. Kinder, die oft mit ihren Eltern schmusen, haben mehr Zuversicht und wagen sich eher, Neues zu erkunden. Sie besitzen nicht nur eine gesunde Psyche, sondern auch ein stabileres Immunsystem. Schmusen regt den kreativen Teil des Gehirns an und fördert die Entwicklung der Sozialkompetenz.

Umgekehrt zeigen sich erschreckende Folgen, wenn Kinder – oder der Mensch an sich – unter Berührungsmangel leiden. Bluthochdruck, Depressionen, Essstörungen und Magersucht sind Krankheiten, die damit nicht selten einhergehen. Kinderheime, in denen Neugeborene betreut wurden, zeigten in früheren Jahren deutlich höhere Sterberaten, als die Kinder noch ohne jegliche Körpernähe aufgezogen wurden. In einigen Heimen stieg die Rate in den ersten zwölf Lebensmonaten auf über 60%, obwohl es den Kindern an nichts mangelte und sie hinreichend versorgt wurden. Jahre später begann man, auf die körperliche Zuwendung des Personals zu bauen. Die Sterberate sank drastisch.

Schmusen auch mit Haustieren erlaubt

Wer keinen Partner hat und sein Leben mit niemandem teilt, braucht nicht zu fürchten, unter Berührungsmangel und seinen Folgen leiden zu müssen. Studien ergaben, dass auch das Schmusen mit Haustieren einen ähnlichen Effekt hat. Haustierbesitzer sind gesünder und glücklicher als jene, die ebenfalls alleine leben und keine Haustiere haben. Mit einem Hund oder einer Katz zu schmusen und die positive Reaktion des Tieres zu erfahren, gibt auch dem Menschen das befriedigende Gefühl, geliebt zu werden. Die Hormonausschüttung ist mit der des zwischenmenschlichen Schmusens durchaus zu vergleichen.

Schmusen, Küssen und Umarmen machen nicht nur glücklich, sondern sind wie das Lachen die beste Medizin und gleichen durch ihre positive Wirkung die geringe Gefahr, sich durch körperliche Nähe mit bakteriellen Infekten anzustecken, bei weitem aus. Es darf also nach Herzenslust geschmust werden.